Irgendwo zwischen Eagle Plains und Dawson City

Heute Morgen haben wir noch etwas Inuvik besichtigt und wiederum unsere Stefani vollgetankt, bevor wir die  erste von zwei Tagesetappen zurück nach Dawson City in Angriff nahmen. Die ersten rund 180 km waren (wie bei der Hinfahrt die letzten 180 km) etwas monoton; eine nicht enden wollende, grösstenteils gerade Schotterpiste durch magere Wälder. Danach, nach der zweiten Fährüberfahrt in Fort McPherson, änderte sich die Landschaft wiederum schlagartig und wir wurden erneut durch die vielfältige, nicht zu beschreibende Schönheit von Hochebenen, Bergen, Tälern und Flüssen überwältigt. Je näher wir jedoch zu Eagle Plains kamen, desto schlechter wurde das Wetter, und es begann zu regnen. Es gibt zwei Möglichkeiten, um den Dempster Highway zu befahren. Entweder es ist schönes Wetter, dafür ist die Schotterstrasse in der Regel trocken und man hat unter der entsprechenden Staubentwicklung zu leiden. Oder aber es regnet, und die Strasse wird sehr glitschig und gefährlich. Da es nur sehr mässig regnete, kamen wir dann ohne Probleme in Eagle Plains an, wo wir im Restaurant unser Abendessen zu uns nahmen. Als wir danach jedoch die Wettervorhersage für den kommenden Tag sahen, war ich alles andere als glücklich; starke Niederschläge waren angesagt, und damit das Risiko gross, dass wir auf einer Schlammpiste 370 km fahren mussten. So haben wir uns dann (um 19.15 Uhr Ortszeit) entschieden, noch so weit wie möglich bei relativ wenig Niederschlag weiterzufahren. Nach dem noch obligaten Tankstopp machten wir uns somit erneut auf den Weg und sahen nochmals das nicht gerade beruhigende Schild „no Service next 370 km“. Bereits kurze Zeit danach viel mir auf, dass wir überhaupt keine Fahrzeuge mehr sahen, was mich etwas beunruhigte; war mein Entscheid, weiter zu fahren, wirklich der richtige, oder wussten die anderen Fahrer etwa, dass man die Strasse am Abend und in der Nacht nicht befahren sollte??? Was soll’s, dachte ich mir, den Weg müssen wir ja ohnehin so oder so entweder heute oder dann am kommenden Tag bei allenfalls viel schlechteren Bedingungen weiterfahren. Diese Zweifel wurden jedoch bald vergessen, als Theres plötzlich rief „dört isch es Tier“, dieses Tier erwies sich als eine Elchkuh, welche sehr nahe am Strassenrand zwischen den Bäumen war. Wir hielten an und so konnte diese Elchkuh – dummerweise war sie auf meiner Seite des Autos – fotografieren, während ich versuchte, das Auto auf der Strasse zu halten (war nicht so schlau, aber hat ja geklappt, der Italiener hat wieder gesiegt); so toll. Wären wir heute nicht noch von Eagle Plains weiter gefahren, hätten wir diese schöne Erfahrung nicht machen können. So fuhren wir noch etwas mehr als 2 Stunden weiter, und wählten dann eine „Rest Area“ zu unserem Campingplatz für die kommende Nacht. Zwar ist Wildcampen eigentlich nicht zugelassen, wird aber toleriert (wer sollte uns auch kontrollieren, wenn ca. je 200 km von uns entfernt nichts war. So waren wir beiden Greenhorns aus Switzerland die einzigen auf einem grossen Platz, um dort zu übernachten. War schon ein etwas komisches Gefühl. Zu allem Übel begann es dann auch noch stark zu winden und unsere Stefani wankte entsprechend. Auch das war für mich alles andere als beruhigend, zumal ich auch noch dieses Geschwanke in einen Traum integrierte und träumte, dass ich in einem Auto an einem völlig anderen Ort aufwachte, da das Auto fortgetrieben wurde…. Jedenfalls überstanden wir auch diese Nacht, machten so eine weitere neue Erfahrung, und fuhren am frühen nächsten Morgen weiter.